Seife Sand und Soda



13 MAI 15

Wer von uns erinnert sich noch an diesen „Dreiklang“ aus längst vergangenen Tagen?
Wenn ich nicht genau wüsste, dass diese drei Porzellangefäße-oben weit, unten enger, damit sie in die Aussparung im Haltebrett passten-unmöglich nach Jahrzehnten auf wundersame Weise von meinem Geburtsort in St. Anna-Stift gezaubert worden sein können, ich würde schwören: Die sind es! Sie hingen unverrückbar über unserem Spültisch mit den beiden großen ausziehbaren Spülschüsseln. Vielleicht gab es sie ja auch in der einen oder anderen Küche bei Ihnen?
Die Belegschaft des St. Anna-Stifts und der Tagespflege hat in ihren Erinnerungsschätzen aus Küche und Haushalt gekramt und sich vorübergehend von manchem Stück getrennt, um eine schöne Ausstellung aus Omas Küche zustande zu bringen und ein paar Leihgaben von seitens der Angehörigen runden das Bild im „Multifunktionsraum“ ab.
Und was gibt es da nicht alles zu entdecken! –Alte Kochbücher, eines sogar noch handgeschrieben (Fleischpökeln ohne Salpeter!- also da wären wir überfordert) oder „ Luise Schäfers neues Kochbuch“ mit einer sehr flotten Küchenmamsell auf dem vorderen Buchdeckel. Und wer kennt nicht die gute alte Brotdose aus emailliertem Blech, oft mit der Aufschrift: „ Unser täglich Brot gib uns heute“?
Und all die vielen schlauen Erfindungen für den Haushalt, die unsere Muskelkraft hilfreich unterstützen sollten: die Kaffeemühle, der Fleischwolf, die Kartoffelpresse- alle diese Geräte haben ziemlich lange gehalten, sie werden bis heute noch da und dort verwendet.
Eine sogenannte „Flotte Lotte“ war zu meinem Bedauern nicht dabei-die kennen Sie sicher auch: Gekochtes Gemüse, Obst, Kartoffeln wurde mithilfe eines eiförmigen Holzbollen und eines Metallspatels mit entschlossenem Rühren durch ein Sieb gedrückt.
Natürlich durften das komplette Besensortiment nicht fehlen und die vielen handlichen Geräte zum Schöpfen, Rühren, Aufspießen, Schneiden. Erinnern Sie sich noch an die eisernen Bügeleisen, die jeweils an einem kleinen Öfchen oder notfalls auf der Herdplatte aufgeheizt werden mussten, bevor man losbügeln konnte?
Textiles gab`s auch: Das Abdecktuch am Handtuchhalter, schön bestickt, die blaue Arbeitsschürze. Ein neckisches Vorbindeschürzchen mit Volant, das Damast- Tischtuch für besondere Gelegenheiten.
Ein Höhepunkt: Die reich bestückte Puppenküche! Ach, all die vielen kleinen, winzigen Nachbildungen: Küchengerät, Kochgeschirr, Essbesteck, Töpfe, Pfannen. Am liebsten möchte man gar nicht wieder weg. Aber vergessen wir nicht: Wer sich für seine Töchter etwas leisten konnte, verband damit eine Absicht: Die Tochter sollte rechtzeitig lernen, eine gute Hausfrau zu werden!
Zwei Dinge zum Schluss, die für mich untrennbar zu meiner Kindheit gehören: Die zuverlässige, bescheidene, immer vorhandene und so vielseitige Kernseife und: Die liebe, gute Wärmflasche, aus Kupfer, verbeult aber glänzend und manchmal mit Überzug zum Schutz vor dem heißen Metall- welche Wonne in einem kalten Schlafraum!
- Und wer von Ihnen hat übrigens die Mohnmühle entdeckt?
Renate Pauschmann